Estrich verlegen, Expertentipp, 960x490
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Estrich verlegen - Eine Anleitung für Heimwerker

Estrich bietet viele Möglichkeiten - egal ob Sie Unebenheiten nivellieren, Böden dämmen oder mit Sichtbeton-Look zum Designerobjekt machen wollen. Doch Estrich verlegen kann seine Tücken haben. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung soll die wichtigsten Hinweise für Sie zusammenfassen, damit Ihr Bauvorhaben problemfrei gelingt.


Geeignete Estricharten

  • Zement-Estrich ist feuchtigkeitsbeständig. Sowohl im Innen- als auch Außenbereich können Sie diesen Estrich verlegen. Er ist robust und kann starke Belastungen tragen. 
  • Anhydrit-Estrich zu verlegen eignet sich vor allem für Fußbodenheizungen, da er Wärme gut leitet. Er ist weniger anfällig für Spannungsrisse, absorbiert mit Gips als Bindemittel aber leicht Wasser und muss deshalb vor Feuchtigkeit geschützt werden. 
  • Trocken-Estrich ist zwar die teuerste, aber auch die problemloseste Variante Estrich zu verlegen. Holz-, Gips- oder Betonplatten liegen dabei auf mineralischem Granulat oder einer Dämmschicht. Trocken-Estrich ist allerdings weniger belastbar und darf genau wie Anhydrit-Estrich nicht feucht werden.
     

Estrichart wählen

Eigentlich fallen Bäder, Küchen und Keller nach der DIN in die Beanspruchungsklasse A0, solange keine offene Dusche oder ein Bodenabfluss geplant sind. Das heißt, jede der oben genannten Estricharten darf verbaut werden. Doch die Wahrscheinlichkeit einer nicht sachgemäßen Abdichtung mit teuren Folgeschäden ist beim Heimwerken sehr hoch. Also nehmen Sie beim Estrich verlegen für Feuchträume lieber die längere Trockenzeit von Zement-Estrich in Kauf.


Untergrund vorbereiten

Säubern Sie den Boden, bevor Sie den Estrich verlegen und bestimmen Sie den Meterriss im Raum. Dieser dient zur Einhaltung gesetzlicher Installationshöhen von exakt 1m für Anschlüsse, Schalter usw. Von da aus können Sie die Bodenhöhe und damit auch die Füllhöhe von 30 mm, für Zement-Estrich 35 mm und für Granulat 40 mm, bei stärkerem Gefälle mind. 10 mm über der höchsten Stelle, empfohlen. 


Untergrund isolieren

Befestigen Sie ringsrum im Raum die Randdämmstreifen. Die Oberkante sollte mind. 2 cm über der gewünschten Füllhöhe liegen, sodass nichts zwischen Isolierung und Wand fließen kann. 

Legen Sie nun die PE-Folie in 20 cm überlappenden Bahnen aus und versiegeln Sie alle Bahnen sorgfältig mit Tape. Ziehen Sie die Folie am Rand etwas hoch und versiegeln Sie auch hier den Übergang zum Dämmstreifen. Sollte der Randdämmstreifen unfoliert sein, stellen Sie sicher, dass die PE-Folie bis an die Oberkante reicht. Rohre, Kabel und andere Objekte sind ebenfalls mit den Randdämmstreifen zu umwickeln und mit der PE-Folie zu versiegeln, bevor Sie den Estrich verlegen. Zum Ausgleichen von Gefällen und stärkeren Unebenheiten in Kellerräumen, Altbauten oder Garagen können Sie von hier aus direkt mit dem Anmischen und Abziehen fortfahren.

Tipp: Beim Trocken-Estrich-Verlegen müssen Sie den Boden genauso vorbereiten.

Dämmschicht verlegen (Optional)

Sollten Sie noch eine Schicht zur Trittschall- und Wärmedämmung wünschen, verlegen Sie davon 1-2 Lagen und isolieren Sie diese mit einer weiteren Schicht PE-Folie vor Feuchtigkeit. Diese Verlegungsart wird auch "schwimmender Estrich" genannt. 

Estrich anmischen

Egal welchen Nass-Estrich Sie verlegen wollen: wenn Sie eine flüssigere Konsistenz möchten, um etwa die Bildung von Hohlräumen unter Heizungsrohren zu vermeiden, können Sie den Estrich auch per Hand mit dem Rührwerk mischen. Ansonsten sollte ein Mischer angemietet werden. 

Fließestrich lässt sich einfach auf die versiegelte Fläche gießen und bspw. mit einer umgedrehten Harke gleichmäßig verteilen. Hier können Sie ruhig zum Nachmessen und Glätten mit Gummistiefeln hineinsteigen. Haben Sie Ihre gewünschte Füllhöhe erreicht und alles gut verteilt, sind Sie bereits fertig. Durch die flüssige Textur zieht sich der Estrich von alleine glatt. Wo das nicht der Fall ist, können Sie stellenweise mit einem Kantholz oder einer Wasserwaage nachhelfen.

Trockenestrich Ausgleichsschüttung
Trockenestrich Ausgleichsschüttung

Estrich abziehen

Bei mittleren und festen Gemischen wird es etwas aufwendiger. Schütten Sie an der Wand entlang einen Estrich-Damm auf, den Sie mit einer Stahlkelle glätten, verdichten und bereits auf Ihre gewünschte Füllhöhe bringen. Gleiches wiederholen Sie über eine aufgeschüttete Ecke hin zu einem parallelen Damm, der im Abstand die Länge Ihrer Setzlatte nicht überschreitet. Diese parallelen Dämme sollen nämlich als "Führungsschienen" dienen. 

Füllen Sie nun den Zwischenraum mit Estrich auf und ziehen Sie ihn vorsichtig ab. Das geht mit einem langen Kantholz oder einer Alusetzlatte aus dem Baumarkt. Dann gehen Sie in halbkreisartigen Bewegungen mit einem Reibebrett über den Abschnitt und verdichten die Oberfläche. Danach glätten Sie alles mit dem Estrich-Schwert oder einer Stahlkelle. So arbeiten Sie sich nun Stück für Stück im Raum vor. Das verlangt durchaus Geduld und die ein oder andere Korrektur. 

Um Trocken-Estrich zu verlegen, müssen Sie in gleicher Weise eine Ausgleichsschüttung abziehen. Eine solche Schüttung benötigen Sie nur bei unebenen Böden. In anderen Fällen reicht auch eine Dämmschicht unter den Fertigplatten. Schütten Sie einen Granulatdamm an der Wand auf und stecken Sie eine Alu-Schiene mit der Öffnung nach unten hinein. Klopfen Sie diese auf die gewünschte Füllhöhe und wiederholen Sie das Ganze parallel dazu. Mit diesen Führungsschienen können Sie nun erneut den Zwischenraum auffüllen und abziehen. 

 

Estrichplatten verlegen

Die Trockenestrich-Platten sollten Sie versetzt anordnen, d.h. wenn nötig abmessen und zuschneiden. Alle Platten, die an den Wänden anliegen, müssen um eine Pfalz-Seite gekürzt werden. Mit dem Estrichkleber fahren Sie dann über die Pfalze und setzen die Nachbarplatte direkt auf. Schrauben Sie nun rasch die verklebte Stelle zusammen, sonst könnte der Kleber sich beim Trocknen ausdehnen und für Höhenunterschiede zwischen den Platten sorgen. 

Estrichelement mit Randdämmstreifen
Estrichelement. Die Randdämmstreifen dienen zur Entkoppelung angrenzender Bauteile.

Trockenzeit

Trockenzeiten für Nass-Estrich (Zement: 30 Tage, Anhydrit: 14 Tage) sollten unbedingt eingehalten werden, da ein Weiterbehandeln des Bodens mit Restfeuchte zu Folgeschäden führen kann. Aber Vorsicht: die CM-Messung ist jedoch das einzige in Deutschland anerkannte Verfahren, um Estrich auf seine Restfeuchte zu überprüfen. Trocknet Nass-Estrich zu schnell, senkt er sich durch sein Eigengewicht stellenweise ab. Das sogenannte "Schüsseln" kann verstärkt zu Spannungsrissen führen. Auch ungleichmäßiges Trocknen durch Zugluft hat Risse zur Folge.

Die Randdämmstreifen fungieren als Dehnungsfugen. Doch bei größeren Räumen bzw. ganzen Etagen sind weitere Fugen einzuplanen, damit sich das Material bewegen kann.

 

Tipps & Tricks

  • Erstellen Sie unbedingt einen Fugenplan, bevor Sie den Estrich verlegen!
  • Achten Sie beim Estrich verlegen darauf, dass nichts über die Randdämmstreifen läuft!
  • Halten Sie nur für schwer erreichbare Stellen immer Spanplatten parat, die ein Betreten des Granulats oder des angetrockneten Estrichs ermöglichen!
  • Prüfen Sie beim Abziehen immer wieder mit Zollstock und Wasserwaage die Füllhöhe nach!
  • Und vergessen Sie nicht Estrich-Platten und/oder Bodenbelag mit einzuberechnen!
  • Achten Sie beim Abziehen auf kleinste Senken und füllen Sie diese neu auf!
  • Fangen Sie nicht zu früh mit dem Bodenbelag an und schleifen Sie vorher die obere Estrichschicht an.

 

Fazit

Estrich verlegen gehört definitiv zu den anspruchsvolleren Arbeiten für Heimwerker. Diese Anleitung ersetzt nicht den Rat bzw. die Unterstützung eines Profi-Handwerkers.