Expertentipps: Verschiedene Bohrerarten
Bohrerarten gibt es fast so viele wie Schraubenarten. Für jede Arbeit sind heute spezielle Bohrer erhältlich. Welche Bohrer für welche Arbeit geeignet sind und was sie kennzeichnet, zeigt dieser Ratgeber.
Bohrerarten gibt es fast so viele wie Schraubenarten. Für jede Arbeit sind heute spezielle Bohrer erhältlich. Welche Bohrer für welche Arbeit geeignet sind und was sie kennzeichnet, zeigt dieser Ratgeber.
Spiralbohrer ist der Oberbegriff für verschiedene Bohrerarten. Hierzu zählen Metallbohrer, Kunststoffbohrer, Holzbohrer, Universalbohrer sowie Stein- und Betonbohrer. Gemeinsames Kennzeichen aller Spiralbohrer sind spiralförmig gewundene Spannuten, denen die Bohrer ihren Namen verdanken.
Das heute gebräuchlichste Material für die Herstellung von Metall Spiralbohrern ist HSS. HSS ist die Abkürzung für "High Speed Steel", auf Deutsch "Hochleistungs-Schnell-Schnittstahl". Dabei handelt es sich um einen hochlegierten Werkzeugstahl, mit dem gegenüber anderen Werkzeugstählen eine bis zu vierfach höhere Schnittgeschwindigkeit beim Bohren erzielt werden kann.
Die preiswertesten Spiralbohrer tragen die Bezeichnung HSS-R. Sie werden durch Rollwalzen hergestellt und eignen sich für den Einsatz in Handbohrmaschinen. Bei Spiralbohrern mit der Bezeichnung HSS-G werden die Spitzen geschliffen. Diese Bohrer werden mit Säulenbohrmaschinen oder Drehmaschinen eingesetzt. HSS-E und HSS-Co Spiralbohrer eignen sich für die Bearbeitung von Edelstahl mit Hand- und Säulenbohrmaschinen. Als ideal für den Einsatz in Handbohrmaschinen gelten HSS-TiN Bohrer. Die TiN-Beschichtung ist verschleißfest und erhöht die Standzeit der Bohrer erheblich.
Titanlegierte Bohrer, Diamantbohrer und Vollhartmetall-Bohrer (VHM) sind in den meisten Eigenschaften HSS-Bohrern deutlich überlegen. Sie eignen sich jedoch praktisch nur für den professionellen Einsatz in Bearbeitungszentren, auf Drehbänken oder stabilen Säulenbohrmaschinen.
Um unterschiedliche Metalle optimal bohren zu können, werden Spiralbohrer mit unterschiedlichen Schneidengeometrien und Spiralformen hergestellt. Die gebräuchlichsten Geometrien sind:
Stein und Betonbohrer sind Spiralbohrer mit einer in die Bohrspitze eingelöteten Hartmetallplatte. Die Schneiden sind entweder von zwei Seiten oder von einer Seite angeschliffen. Zweiseitig angeschliffene Schneiden werden für Bohrhämmer verwendet und zertrümmern Steine und Beton ähnlich einem Stemmmeißel. Einseitig angeschliffene Stein- und Betonbohrer werden für Schlagbohrmaschinen und normale elektrische Bohrmaschinen verwendet. Sie schaben das Material aus der Bohrung. Stein- und Betonbohrer haben entweder einen runden Schaft, um sie in ein Bohrfutter einspannen zu können, oder eine SDS-Plus Aufnahme für Bohrhämmer.
Einfache Holzbohrer sind ebenfalls Spiralbohrer. Ihr Kennzeichen sind eine Zentrierspitze und 2 Schneiden, die von außen nach innen schräg abfallen. Die Außenkanten der Schneiden dienen als Vorschneider. Das Ergebnis ist eine saubere Lochkante. Holzbohrer werden aus Werkzeugstahl hergestellt. Der Schaft ist meistens rund, sodass sie in ein normales Bohrfutter eingespannt werden können. Holzbohrer sind üblicherweise mit Durchmessern von 3, 4, 5, 6, 8 und 10 mm erhältlich. Sie eignen sich zum Bohren von weichen und harten Hölzern bei hoher Drehzahl.
Flachbohrer oder Flachfräsbohrer zählen zu den Bohrerarten für die Holzbearbeitung. Flachbohrer haben 2 Grundschneiden und 2 Vorschneiden sowie eine Zentrierspitze. Im Vergleich zu Holzspiralbohren oder Schlangenbohrern sind sie relativ preiswert. Die gebohrten Löcher sind jedoch nicht sehr sauber. Insbesondere an der Austrittseite reißen die Bohrungen leicht aus. Sie eignen sich für die Verwendung in elektrischen oder Akku-Bohrmaschinen. Erhältlich sind Durchmesser von ca. 15 bis 40 mm.
Schlangenbohrer werden für große Bohrtiefen und ausrissfreie Bohrlöcher verwendet. Schlangenbohrer sind mit Durchmessern von bis zu 50 mm erhältlich. Kennzeichen sind die eng gewundenen Spannuten und der Vorschneider. Der Vorschneider sorgt dafür, dass bei langsamer Drehzahl eine saubere Lochkante erzeugt werden kann. Die zentrale Gewindespitze zieht die Schlangenbohrer ins Holz, sodass kaum Druck ausgeübt werden muss. Bei Schlangenbohrern gibt es ebenfalls verschiedene Bohrerarten. Zu den wichtigsten Bohrerarten gehören Schlangenbohrer der Form Lewis für hartes Holz sowie Schlangenbohrer der Form Irwin für weiches und mittelhartes Holz.
Forstnerbohrer und Kunstbohrer sind Holzbohrer, die zum Bohren großer Sackloch-Bohrungen, beispielsweise für die Aufnahmen von Topfscharnieren und zum Ausbohren von Astlöchern verwendet werden. Sie sind mit Durchmessern von etwa 8 bis 150 mm erhältlich. Der Unterschied zwischen beiden Bohrerarten ist, dass Forstnerbohrer eine Zentrier- oder Bohrspitze haben, sodass sie mit der Handbohrmaschine benutzt werden können. Kunstbohrer haben keine Zentrierspitze und sollten nur mit einer Säulenbohrmaschine verwendet werden. Zudem haben Kunstbohrer keine Schneiden auf dem Umfang, sodass die Lochkanten glatter sind.
Blechschälbohrer und Stufenbohrer sind Spezialbohrer zum Bohren von dünnen Blechen. Beide Bohrer haben einen konischen Körper. Bei Stufenbohrern wächst der Bohrerdurchmesser in definierten Stufen, sodass Bohrungen präzise mit den gewünschten Durchmesser hergestellt werden können. Blechschälbohrer verfügen über zwei gegenüberliegende Schneidkanten, die über die gesamte Länge des Bohrers verlaufen. Blechschälbohrer schneiden auf dem Umfang. Dadurch wird das Einhaken des Bohrers vermieden. Beide Bohrerarten können mit einer Handbohrmaschine verwendet werden.
Fliesenbohrer & Glasbohrer sind zwei verwandte Bohrerarten. Sie haben einen schlanken runden Schaft und eine eingelötete Hartmetallplatte. Die Schneiden dieser Bohrer sind gekrümmt und laufen in einer Spitze zusammen. Sie sind so angeschliffen, dass diese beiden Bohrerarten das Material nicht als Späne abtragen, sondern abschaben.
Universalbohrer sind Spiralbohrer und haben, ähnlich den Stein- und Betonbohrern, eine eingelötete Hartmetallspitze. Die Schneidengeometrie ist so gestaltet, dass diese Bohrer für Bohrungen in Metall, Holz und Kunststoff verwendet werden können. Universalbohrer eignen sie sich jedoch weder für das eine noch das andere Material besonders gut. Besser sind auf das jeweilige Material abgestimmte Bohrer.
Die heute erhältlichen Bohrerarten für Metall, Holz, Kunststoff und keramische Werkstoffe wurden im Laufe vieler Jahrzehnte entwickelt und optimal auf das jeweilige Material abgestimmt. Passend zur Aufgabe gewählte Bohrer ermöglichen perfekte Ergebnisse und halten länger. Die Qualität der Bohrer hat einen entscheidenden Einfluss auf das Arbeitsergebnis und die Lebensdauer.