Hochwasserschäden Ratgeber - Was ist zu tun, was zu beachten
Wenn aufgrund starker Regenfälle Flüsse über die Ufer treten, sind Hochwasserschäden an Gebäuden oft unvermeidlich. Auch Inneneinrichtung und Hausinstallationen werden mitunter stark in Mitleidenschaft gezogen. Rasches und gezieltes Handeln ist oberstes Gebot, wenn bereits Wasser ins Haus eingedrungen ist. Im folgenden Ratgeber finden Sie die wichtigsten Tipps für Sofortmaßnahmen sowie für das richtige Vorgehen bei Trocknungs- und Sanierungsarbeiten. Darüber hinaus erfahren Sie, worauf es in versicherungstechnischen Fragen ankommt.
Hochwasserschäden durch Sofortmaßnahmen wirkungsvoll eindämmen
Wenn Sie im Notfall richtig reagieren und entsprechend konsequent handeln, können Sie den Wasserschaden in Grenzen halten.
Elektrische Anlagen abschalten
Nasse Elektrogeräte dürfen keinesfalls in Betrieb genommen werden. Ehe Klarheit über das Schadensausmaß herrscht, ist gegebenenfalls die Stromzufuhr im ganzen Haushalt zu unterbrechen, um Kurzschlüsse zu vermeiden.
Öl-, Gas- und Schadstoffaustritt melden
Wurde Heizöl freigesetzt oder Sie nehmen Gasgeruch wahr, rufen Sie am besten umgehend die Feuerwehr. Schadstoffe müssen nicht aus den hauseigenen Anlagen stammen, sondern werden unter Umständen mit dem Hochwasser angeschwemmt. Mineralöle und Treibstoffe, Lacke oder Pflanzenschutzmittel können sich dem Mauerwerk anlagern und gesundheitsgefährdende Ausdünstungen hervorrufen. Gegenmaßnahmen wie die Anwendung von Ölbindemitteln sind erst nach Absprache mit der Feuerwehr zu tätigen. Bei verdächtigen Gerüchen sollten Sie im Gebäudeinneren jedenfalls auf das Rauchen verzichten.
Vor dem Aufräumen Schutzkleidung anlegen
Mit einem Sicherheitsanzug oder zumindest wasserabweisender Kleidung und Handschuhen vermeiden Sie es, beim Aufräumen mit angeschwemmtem Treibgut und bereits verunreinigten Flächen in Berührung zu kommen. Wasserdicht und zudem mit fester Sohle ausgestattet sollte auch das Schuhwerk sein. Damit beugen Sie Verletzungen an Scherben und Splittern vor. Indem Sie eine Atemschutzmaske anlegen, schützen Sie sich vor Chemikalien, Bakterien und Schimmelsporen. Die entsprechende Hygiene ist bei Aufräumarbeiten besonders wichtig: Dazu gehören Reinigung oder regelmäßiges Austauschen der Arbeitskleidung sowie die Körperpflege mit nicht kontaminiertem Wasser.
Querlüften in Räumen mit Hochwasserschäden
Eine gründliche und dauerhafte Belüftung ist wichtig, um die Nässe aus den betroffenen Räumen zu entfernen. Durchfeuchtete Mauern sind oft erst nach Monaten trocken und konsequentes Lüften kann diesen Vorgang deutlich beschleunigen. Halten Sie mit Möbeln und diversen anderen Gegenständen eine gewisse Distanz zu den Wänden, damit eine ausreichende Luftzirkulation sichergestellt ist. Das Öffnen von Fenstern auf gegenüberliegenden Raumseiten sorgt für eine effektive Querlüftung und offene Türen zwischen den Hausetagen erzeugen einen zusätzlich unterstützenden Kamineffekt. Daneben ist die Beheizung des Gebäudes empfehlenswert - je wärmer die Luft, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen.
Wasser abpumpen erst nach Absinken des Grundwasserpegels
Das schnelle Auspumpen des Kellers kann den Wasserschaden gering halten. Beginnen Sie mit dem Abpumpen stehenden Wassers aber erst dann, wenn der Pegel gesunken ist. Anderenfalls könnten zusätzliche Schäden am Fundament entstehen: Bei hohem Grundwasserstand kann Wasser durch die Wände in den Keller eindringen oder aber die Gesamtstabilität des Bauwerks gerät durch Auftrieb in Gefahr. Außerdem sollten Sie aus Sicherheitsgründen überflutete Keller erst dann betreten, wenn der Strom in diesem Bereich abgeschaltet ist.
Schlamm zügig entfernen
Ist das Wasser abgelaufen oder abgepumpt, hinterlässt es häufig eine dicke Schlammschicht. Diese gilt es so rasch wie möglich zu beseitigen, ehe sie trocknet und an Böden und Wänden haften bleibt. Wird Schlamm hart, lässt er sich nur noch mit großem Aufwand lösen, was oft mit Oberflächenbeschädigungen einhergeht. Durch das zügige Entfernen von angelagertem Schmutz und Schlammresten kann die durchfeuchtete Bausubstanz schneller trocknen. Damit beugen Sie größeren Hochwasserschäden und Schimmelbildung vor.
Hochwasserschäden dokumentieren
Den Wasserschaden gilt es frühzeitig und ausführlich zu dokumentieren. Erstellen Sie am besten eine einfache Liste mit sämtlichen Beschädigungen und markieren Sie die erreichten Wasserstände an den Wänden und der Inneneinrichtung. Nehmen Sie zusätzlich zum schriftlichen Protokoll auch die Kamera zur Hand und fotografieren Sie die betroffenen Außen- und Innenbereiche. Diese Dokumentation in Wort und Bild dient bei Ihrer Versicherung als Nachweis der Hochwasserschäden. Die Bestandsaufnahme kann sich auch hinsichtlich möglicher Hilfsmaßnahmen von öffentlicher Seite sowie Fördermittel für den Wiederaufbau lohnen.
Feuchte Tapeten, Teppiche und Beläge entfernen
Durchtränkte Bodenbeläge, Tapeten und Dämmmaterialien entfernen Sie am besten noch im feuchten Zustand. Dadurch können Sie die Trocknungszeit der dahinter oder darunter befindlichen Bausubstanz deutlich verkürzen. Indem Sie durchnässte Verkleidungen von den Wänden lösen, vermeiden Sie unangenehme Folgen wie feuchtigkeitsbedingte Bauschäden oder Schimmelpilz- und Schädlingsbefall. Auch feuchter Putz gehört abgeschlagen, um den Trocknungsprozess des Mauerwerks zu beschleunigen.
Rat und Tat von Experten in Anspruch nehmen
Mit einer vernünftigen Vorgehensweise und entsprechendem handwerklichen Geschick können Sie etliche dringend zu erledigende Maßnahmen in Eigenregie durchführen. Bei gravierenden Hochwasserschäden führt jedoch kein Weg an der Inanspruchnahme professioneller Hilfe vorbei. Neben der raschen Benachrichtigung Ihrer Versicherung ist es auch sinnvoll, den Rat von Sanierungsexperten einzuholen. Eine profunde Schadensanalyse und die Erstellung eines Sanierungskonzeptes verschaffen Ihnen den nötigen Überblick und lassen Sie weitere Schritte planen.
- Die notwendigen Sofortmaßnahmen stichwortartig zusammengefasst:
- Elektrogeräte von der Stromzufuhr trennen
- Bei Gasgeruch und freigesetzten Schadstoffen die Feuerwehr rufen
- Beim Abpumpen den Grundwasserpegel berücksichtigen
- Das Schadensausmaß dokumentieren und den Schlamm beseitigen
- Schadhafte Verkleidungen und Bodenbeläge entfernen
- Fachkundige Dienstleister hinzuziehen
Die anschließende Bautrocknung bei Hochwasserschäden
Nach der Grundreinigung und Entfernung der Oberflächenbeschichtungen gilt es, Wände, Böden und Decken fachgerecht und nachhaltig zu trocknen. Um Mikroorganismen den Nährboden zu entziehen, ist der Einsatz von Bautrocknungsgeräten angebracht. Dazu eignen sich bei warmen Umgebungstemperaturen sogenannte Kondensationstrockner, während Adsorptionstrockner auch bei tiefer Lufttemperatur ihre volle Wirkung entfalten. Letzteres ist vor allem in unbeheizten Kellerräumen von Vorteil.